Artikel über koloniale Vergangenheit der Schweiz in der Zeitung Le Temps

15. April 2021
Image Artikel über koloniale Vergangenheit der Schweiz in der Zeitung Le Temps

Le Temps bot einen tiefen Einblick in die Schweizer Beteiligung am Kolonialismus. Die Zeitung zeigte auf, wie die Schweiz von den Kolonien anderer Länder profitieren konnte, ohne selbst welche zu besitzen. Hier eine Zusammenfassung der fünfteiligen Serie:

– 1/5: Dans l’ombre dePury, les esclaves de Pourtalès

Jacques-Louis Pourtalès, der Begründer der Stiftung des Pourtalès-Spitals, hatte einen Teil seines Vermögens dem Handel mit Kolonialwaren von seinen Plantagen zu verdanken, wo rund 160 erwachsene und minderjährige Sklaven ausgebeutet wurden.

– 2/5: Pauline Buisson, lesmystères de la «négresse d’Yverdon»

Der Kaufmann David-Philippe de Treytorrens war am Sklavenhandel beteiligt und verwendete die entsprechenden Einnahmen für den Bau seiner Villa d’Entremonts in Yverdon-les-Bains. Er brachte Schwarze, die in den Kolonien als Sklaven gehalten wurden, in die Schweiz, wo sie für ihn als Hausangellte arbeiteten. Die Familie seiner Ehefrau besass eine Plantage auf der Insel Santo Domingo, wo ebenfalls Sklaven ausgebeutet wurden. Die Erben von Treytorrens erhielten zudem Grundzinsen von den Antillen.

– 3/5: Émile Yung, le«Village noir» et le déferlement des théories racialistes

Émile Yung war ein anerkannter Biologe, Zoologe und Anthropologe. 1924 wurde eine Strasse in Genf nach ihm benannt. Er hatte an der Universität Genf den Lehrstuhl für Zoologie und Anatomie inne. In dieser Funktion trug er zur Entwicklung und Verbreitung diskriminierender und rassistischer Behauptungen bei. Insbesondere stellte er 15 Personen (Männer, Frauen und Kinder) des «Village noir» (einer Art Menschenzoo im Plainpalais in Genf) öffentlich aus. Émile Yung behauptete in einer Reihe wissenschaftlicher Betrachtungen, die Schädelkapazität von Schwarzen sei geringer als jene von Weissen.

– 4/5: Gustave Moynier, auservice du CICR et... du Congo léopoldien

Gustave Moynier war einer der Gründer und erster Präsident des IKRK. Er wurde vom belgischen König Léopold II zum Genfer Generalkonsul des neuen Staates Kongo ernannt. Gustave Moynier vertrat die Ende des 19. Jahrhunderts weit verbreitete Vorstellung, dass der Kolonialismus der Verbreitung der Zivilisation diene. So gab er die propagandistische Kolonialzeitschrift «L’Afrique explorée et civilisée» heraus. Im Jahr 1904, nachdem bekannt geworden war, dass Kongolesen in Zwangsarbeit zur Beschaffung von Elfenbein und zur Kautschukernte gezwungen worden waren, trat Gustave Monier «aus gesundheitlichen Gründen» von seinem Amt als Generalkonsul des Kongo zurück. Er blieb jedoch bis 1910 Präsident des IKRK.

– 5/5: Quand Saint-Mauricel’africaine organisait un bal nègre

Bis ins Jahr 2016 wurde am Fasnachtsmontag in der kleinen Walliser Stadt Saint-Maurice der «Negerball» gefeiert. Dazu schwärzten sich die Jugendlichen am Abend das Gesicht mit Schuhcreme.

Hier geht es zur fünfteiligen Serie.


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