Rassismus ist ein «System von Vorteilen oder ein Machtsystem», das auf der Schaffung von Kategorien und ihrer Hierarchisierung beruht: Menschen, die in einer Gesellschaft der Mehrheit angehören, profitieren einzig aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur dominanten Gruppe von Privilegien.
Wenn Rassismus als System von Privilegien sichtbar wird, heisst das nicht unbedingt, dass sein/e Urheber/in mit Absicht oder auch nur bewusst handelt. Die Geschichte von der Zusammensetzung der privilegierten und der benachteiligten Gruppen reicht zurück in die Zeit der Sklaverei und dauert bis heute fort.
Rassismus äussert sich auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Formen:
> Struktureller Rassismus: Auf allen Ebenen der Gesellschaft angesiedelt. Er äussert sich in der Reproduktion der Ungleichheiten zwischen verschiedenen Gruppen von Menschen.
> Institutioneller Rassismus: Bezieht sich auf die Handlungsweisen einer Institution. Diese beruhen auf (expliziten oder impliziten) Regeln, die zur Folge haben, dass eine Gruppe von Menschen gegenüber einer anderen benachteiligt oder ausgeschlossen wird.
> Ideologischer Rassismus: Beruht auf einer Denkweise, bei der Personen in vorgeblich natürliche Gruppen – sogenannte «Rassen» – eingeteilt werden. Die Kategorisierung der Gruppe geschieht aufgrund ihrer äusserlichen Erscheinung, ihrer Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe, einer Nation oder Religion oder aufgrund eines anderen Kriteriums. Zwischen den Gruppen wird anschliessend eine Hierarchie erstellt.
Die internationalen und nationalen Gesetze verwenden den Begriff Rassismus mit einigen Ausnahmen nicht als System von Privilegien. Sie beschreiben eher rassendiskriminierende Handlungen. Beispiel: Artikel 261bis des Schweizerischen Strafgesetzbuchs.
Rassistische Diskriminierung ist eine Erscheinungsform von Rassismus. Es handelt sich um eine Ungleichbehandlung aufgrund der Rasse, Hautfarbe, Herkunft, ethnischen Zugehörigkeit oder Religion. Sie zeigt sich in einer Handlung oder einer Unterlassung.
Der Prozess, der zu rassistischer Diskriminierung führt, beginnt mit der Einteilung in Kategorien. Um die Informationen aus unserer Umwelt verarbeiten und einordnen zu können, schaffen wir mentale Kategorien. Anschliessend werden diese Kategorien mit Stereotypen verbunden. Stereotype sind allgemein verbreitete Vorstellungen von den Eigenschaften der Mitglieder einer sozialen Gruppe. Die Vorurteile gehen aus den Stereotypen hervor, sind aber emotional aufgeladen. Diese Emotion löst eine Reaktion aus, die zu diskriminierenden Handlungen führen kann. Aufgrund der bestehenden Machtverhältnisse haben jedoch nicht alle Stereotype, Vorurteile oder diskriminierenden Handlungen dieselben Auswirkungen. Diese hängen davon ab, welche Stellung die Gruppe oder Person, gegen die sie gerichtet sind, in der Gesellschaft einnimmt. Allgemein wird unter Rassismus oft eine Zurückweisung, eine Ungleichheit oder ein Werturteil verstanden. Diese Bedeutung trifft auf rassistische Vorurteile zu. Sie ist problematisch und zu eng gefasst, weil sie Rassismus nicht als Machtsystem begreift. Rassistische Vorurteile haben nicht alle dieselben Auswirkungen und Konsequenzen. Im Gegensatz zur dominierten Gruppe verfügt die dominante Gruppe über Privilegien. Vorurteile über diese Gruppe können zwar verletzend sein, stellen aber den Eigenwert der Gruppe oder der Personen, die über Privilegien verfügen, nicht in Frage. |